Autoimmunerkrankte Patientinnen und Patienten, die sogenannte Zytokin-Hemmer einnehmen, können als nicht Risikogruppe für COVID 19 betrachtet werden

Prof. Dr. Georg Schett, Lehrstuhl für Innere Medizin III, Prof. Dr. Michael Sticherling, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, und Prof. Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der FAU führten eine Studie durch, in der 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Antikörper gegen COVID-19 untersucht wurden. Unter den Testpersonen waren Patientinnen und Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnehmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich. Bei keinem der an Autoimmunerkrankungen leidenden Patientinnen und Patienten konnten Antikörper gegen das SARS-COV-2-Virus nachgewiesen werden. Während ca. 4 Prozent der medizinisch-tätigen und 2 Prozent der nicht-medizinisch-tätigen Kontrollpersonen Antikörper gegen Coronavirus im Blut hatten. „Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, so dass keine Antikörper gebildet werden“, sagt Prof. Schett.

Die Ähnlichkeiten der molekularen Mechanismen überschießender Immunreaktion von COVID-19 in der Lunge und chronischen Entzündungen bei Immunerkrankungen wie Rheuma, Schuppenflechte oder Darmentzündungen in den jeweiligen betroffenen Organen beschrieben die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Immunology“. Die Entzündungsreaktion wird durch Botenstoffe (Zytokine) ausgelöst, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden. Mehrere dieser Botenstoffe, wie Tumornekrosefaktor alpha (TNFα), Interleukin-6 und Interleukin-1, spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle und werden bereits heute mit speziellen Therapeutika, sogenannten Zytokin-Hemmern, behandelt. Autoimmunerkrankte Patientinnen und Patienten sind somit nicht als Risikogruppe für COVID-19 zu betrachten, sondern dürften aufgrund ihrer Therapie vor der Krankheit geschützt sein. Derzeit sind Zytokin-Hemmer, die bei Immunkrankheiten eingesetzt werden, in Erprobung zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19.